26 Sep. Ich glaube, ich gehe noch mal kurz in den Garten
Das „Kurz“ dauert allerdings meistens länger als geplant. Denn im Garten „verlaufe“ ich mich fast immer, ich komme ständig an Unkraut vorbei. Ich komme aber auch ständig an Blüten vorbei, die am Tag vorher noch nicht da waren. Ich staune, ich rieche und ich „komme runter“ mitten in der Welt auf diesem kleinen Stückchen Erde. Ich jäte, zupfe, binde Rosen hoch, quatschte am Zaun mit Zaungästen und suche dauernd die Gartenschere. Dann stehen ein paar Töpfe an der falschen Stelle, ich hole die Sackkarre, jäte weiter, kratze ein paar Fugen frei und wo war nochmal die Gartenschere? Es wird dunkel, aber die Ecke mache ich noch fertigt. Ich steche den Löwenzahn aus, bevor er am nächsten Tag seine Pusteblumensamen überall hin verteilt, solange bis ich im Dunkeln die Pflanzen nicht mehr voneinander unterscheiden kann. Dann räume ich auf, mache den letzten Rundgang „was habe ich alles geschafft“ und bin zufrieden. Die Gartenschere ist im Gartenschuppen, aber wo ist die Hundeleine? Der Hund ist glücklicherweise da. Es ist dunkel. Ich fahre nach Hause. „Auf allen vieren nach Hause kriechen“ nenne ich das , wenn ich mit Knie-und Rückenschmerzen, dreckigen Händen, schmutzigen Klamotten, einem Körbchen Kirschen und einem schneckenangefressenem Salat an den frisch geduschten Menschen vorbeigehe, die in meinem Viertel draußen vor den Lokalen sitzen. Und dann denke ich, ich seh‘ zwar beschissen aus, aber ich hatte einen tollen Tag.