07 Okt Der Spaten meiner Mutter
Meine Mutter hat sich schon als kleines Mädchen statt einer Puppe einen Holzbauernhof gewünscht. Sie hat einen Bauern geheiratet, meinen Vater, und erfolgreich und immer mit Leidenschaft den Bauernhof geführt, auf dem ich aufgewachsen bin. Irgendwann sagte sie mal: „Wenn ich noch mal jung wäre, dann würde ich was ganz Anderes machen.“ Was denn?“ fragte ich. „Ich würde Gärtnerin werden“, antwortete sie. Und damit ist alles gesagt. Meine Mutter ging abends in den Garten, „meditieren“, nannte sie das. Ihre wichtigsten Gartengeräte waren der „Häcker“, der „Dreizink“ und ein Spaten natürlich. Ich habe einen schweren, handgeschmiedeten, teuren Spaten. Meine Mutter hat einen günstigen, leichten, kleinen Spaten. „Dein Spaten ist viel zu schwer, meiner ist besser“. Sie hat Recht. Für die üblichen Gartenarbeiten ist der “ leichte Kleine“ deutlich angenehmer. Sie hat ihn mir geschenkt im letzten Sommer. Da war sie 89.