02 Dez Alles was piekst
Alles was piekst, gehört nicht gerade zu meinen Lieblingspflanzen. Und davon gibt es einige im Schrebergarten. Doch Stacheln am Pflanzenstängel haben ja ihren Grund. Im Biologiebuch meiner Tochter steht: einerseits schützen sie die Pflanze davor, von Tieren gefressen zu werden. Zum anderen dienen sie Arten wie der Kletterrose dazu, sich an anderen Pflanzen, Wänden oder speziellen Gerüsten festzuhalten, wenn sie wachsen. Freilandrosen und Kletterrosen, Brombeeren, Himbeeren, Disteln wollen sich also mit aller Macht an mir festhalten und haben Stacheln, die so stark sind, dass sie durch Handschuhe hindurch in meinen Finger pieksen können. Mit dem Resultat eines kleinen, aber blutenden Einstichs: ja, meine Stiche bluten meistens.
Ich habe immer das Gefühl, die Pflanze wehrt sich und will nicht, dass ich ihr zu nahe komme. Ihre spitzen Stacheln stehen angriffslustig in alle Richtungen ab und drohen: komm mir nicht zu nahe. Die Pflanze und ich haben daraufhin auch ein Arrangement getroffen: ich lasse dich in Ruhe und du stichst mich nicht. So könnten wir eigentlich in Frieden nebeneinander leben, die Rose, die Brombeere und ich, wenn da nicht ….. Ich war also mal wieder bei schönem Wetter in Gabis Garten und habe so unvoreingenommen meine Hilfe angeboten. „Ja super“, sagt Gabi, „wir binden gemeinsam die Kletterrosen fest, die hängen und wachsen wild in alle Richtungen.“ „Ja super“ dachte ich mir auch. Genau das wollte ich eigentlich nicht machen. Aber gesagt, getan.
Ich mache es kurz. Nach drei Stunden bewaffnet mit dicken Handschuhen, Draht und einer Stehleiter haben wir alle wild umherwachsende Kletterrosen gezähmt und festgebunden. Das wird sicherlich sehr schön aussehen im nächsten Jahr. Aktuell zu sehen sind an meinem Unterarm gezählte 5 Striemen rechts und drei Striemen links. Ich muss dazu sagen, ich habe ein langärmeliges Sweatshirt angehabt. Wie das passieren konnte ist mir ein Rätsel.
Am Abend haben wir alle zusammen gemütlich bei Anne im Gartenhäuschen gesessen und ich habe mir meine Striemen am Unterarm angeschaut. Und da kamen sie mir auf einmal vor wie Trophäen. Körperliche Merkmale einer zuvor geleisteten großen Tat. Die Rosen werden im nächsten Jahr wunderbar wachsen, der Garten bildschön aussehen und ich habe dazu beigetragen. Das Opfer dafür war auch nicht zu groß. Freunde sind die Rose, der Brombeerstrauch und ich nicht geworden, aber ich stehe ja auch erst am Anfang meiner Gärtnerinnen Karriere.