16 Sep. Die Wanderwege des Obstes
Möchtest Du Feigen? Meine Freundin Petra hat einen Feigenbaum. Der trägt 2 Mal im Jahr, und zwar reichlich. Ich höre ihren Hilferuf und hole einen grossen Korb voller frischer Feigen ab, aus einem Vorort im Kölner Nord-Westen. Der Feigenbaum steht in ihrem Vorgarten.
2 Kilo gebe ich in einem argentinischen Café ab, wo ich manchmal Kaffee trinke und Pebete esse, gegrillte Brötchen, die man in Ketchup und Mayonese tunkt, zum Frühstück. 2 Tage später bekomme ich ein Glas Feigenmarmelade von Horatio geschenkt. Die anderen Feigen verschenke ich in einer Tapasbar bei mir an der Ecke. Sie landen auf dem Manchegokäseteller. Ich bekomme beim nächsten Abendessen die Getränke spendiert.
Um mich für die Feigen zu revanchieren, bringe ich Petra einen grossen Korb Äpfel und eingelegte Weinbergpfirsiche und fahre mit Weintrauben und wieder mit frischen Feigen nach Hause.
Ich habe immer noch ganz viele Äpfel. Glücklicherweise habe ich eine Freundin, die ich mit der Frage: „Möchtest du mit mir Apfelmus kochen?“ anlocken kann. Wir schälen einen Nachmittag lang und quatschen. Denn wenn keiner kommt, kann Fallobst ziemlich einsam machen. Das mit der Einsamkeit hatte ich schon beim Enthäuten der Pfirsiche festgestellt. Und dann schmecken sie auch noch ganz fad. Tatsächlich hat etwas mehr Zucker geholfen und das Aroma kam zu Vorschein. Aber an den Geschmack der kleinen, grauen, pelzigen, halbwilden Pfirsiche meiner Oma kommen sie nicht ran.
An einer Dorfstrasse in der Nähe von Linz habe ich diese kleinen, zuckersüssen Pflaumen gepflückt. Pflaumenkompott ist köstlich mit Mascarponecreme und zerbröselten Amaretti.
Ausserdem sind ungefähr 20 Gläser Mirabellenmarmelade auf die Wanderschaft gegangen. Die Hälfte der ersten Herbstkartoffeln ist mit dem Fahrrad nach Godorf gefahren. Aber wenn Obst und Gemüse gehen, dann klingelt es meistens kurze Zeit später und ein Gläschen Eingemachtes steht vor der Tür.